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Die Chronik von Marlishausen

Marlishausen gehört zu der am 24.03.1994 gegründeten Einheitsgemeinde Wipfratal (Ilmkreis) im Freistaat Thüringen. Zu den übrigen 11 Gemeinden dieser Verwaltungseinheit zählen:
Branchewinda (zugleich Sitz der Gemeindeverwaltung)


Dannheim
Ettischleben
Görbitzhausen
Hausen
Kettmannshausen
Neuroda
Reinsfeld
Roda
Schmerfeld
Wipfra


Marlishausen liegt rund 5 km östlich der Kreisstadt des Ilmkreises, Arnstadt, in einer Hohe von 320 m über NN an den Ufern des Flüsschens Wipfra. Die Einwohnerzahl beträgt 1.164 (Stand 11.1.2006), wobei die Gemeinde einen Zuwachs vom Wohngebiet "Hopfenberg" erwartet. Im Jahre 1992 war Baubeginn und die Fertigstellung (geplant sind 240 Wohneinheiten) ist für das Jahr 2000 vorgesehen. Die Gemarkung des Ortes bedeckt eine Fläche von 6,75 qkm, die Ortslage ist 0,425 qkm groß. Die Flurlage Marlishausens wird begrenzt von den Gemarkungen folgender Orte:
nördlich: Ettischleben, Alkersleben
südlich: Hausen, Görbitzhausen
östlich: Bösleben-Wüllersleben
westlich: Arnstadt-Angelhausen, Dornheim.
Marlishausen liegt eingebettet zwischen den östlichen Ausläufern des Thüringer Waldes bei Stadtilm und dem Nordhang des Thüringer Waldes bei Arnstadt. Vorherrschend ist hier der Kalkboden.
Die Strasse L 1048 (Arnstadt-Stadtilm) führt mitten durch den Ort, während die Strasse L 2150 Marlishausen über Hausen mit Branchewinda in Richtung Ilmenau bzw. Stadtilm verbindet. Die Strasse L 1050 führt nach Wüllersleben. Auch Alkersleben ist von Marlishausen zu erreichen.
Per Eisenbahn ist Marlishausen an die Strecke Arnstadt-Stadtilm-Saalfeld angeschlossen.
Auch eine Omnibuslinie führt von Arnstadt über Marlishausen nach Stadtilm; die anderen Orte der Umgebung sind mit dem Schulbusverkehr zu erreichen.
Geplant ist in den nächsten Jahren der Neubau der Intercity-Strecke Erfurt-Nürnberg als Bestandteil der Eisenbahnverbindung Berlin-Leipzig-München. Dieser Schienenweg wird Marlishausen tangieren.
Im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans "Verkehrsprojekte Deutsche Einheit" ist unter anderem der Bau der Autobahn A 71 (Erfurt-Schweinfurt) bzw. A 73 (Suhl-Lichtenfels) vorgesehen. Auch diese Verkehrtrasse wird gebündelt mit dem Schienenstrang des ICE an Marlishausen vorbeigeführt.
Im Herbst des Jahres 1996 haben die ersten Arbeiten in der Nähe Marlishausens begonnen. In der Nähe von Görbitzhausen, im Waldstück "Bettelholz" war der Beginn der Bauarbeiten von Protestaktionen der Umweltschützer begleitet.

Die älteste Spur von Marlishausen finden wir im Urkundenbuch des Klosters Fulda (um 750 bis 779). Die Eintragung lautet: "Helmbolt tradidit bona sua in Marholtesheim et Tanaheim" (Helmbolt übertragt Güter zu Marlishausen und Dannheim).
Aus dieser Quelle stammt aus dem Zeitraum 780 bis 802 eine weitere Güterübertragung unter dem Namen Mareholteshusen". Das Hersfelder Güterverzeichnis nennt schließlich den Namen "Waroldeshusun" (um 775 bis 814). Näheres ist hierzu im folgenden Abschnitt, zur Geschichte des Ortes" ausgeführt.
Die Endung "heim" bedeutet soviel wie "befestigter Hof", "husen" als fränkischer Ausdruck soviel wie "bei den Häusern". Der Name bezeichnete die Siedlung eines Marholt oder Mareholt. Durch die Lage der Siedlung an der Wipfra ist anzunehmen, dass in fränkischer Zeit (8./9.Jh.) hier eine Mühle stand, die zu einem Fronhof gehörte.
Mar" oder "Mari" heißt soviel wie groß, berühmt, "hold" bedeutet "mit Macht und Einfluss leben, herrschen", zusammenfassend "der berühmte Herrscher".
Mit einigen Abweichungen zu den vorgenannten Quellen stellt der Verfasser Rudolf Fischer in seinem Werk die Entwicklung der Namen Marlishausens wie folgt dar:
 

vor 900 Marholtesheim, Mareholteshusen
1385 czu Maroldishusz, in Marlczhusin
1412 Maroldishusen
1482 Marltzhusen
1506 Marletzhusenn
1514 Marlaßhusen
1570 Marlitzhausen
um 1850 Marlishausen

Das Dorf Marlishausen heute

Von Marholtesheim zu Marlishausen - Ortsnamen im Wandel der Zeit

Durch Funde von Feuersteinbeilen und -klingen bei Marlishausen ist eine Besiedlung des Wipfragebietes seit der Zeit des Neolithikums (Jungsteinzeit, etwa 4500 bis 1800 v. u. Z.) nachweisbar. Weitere Zeugen einer dichten Besiedlung der Umgebung Arnstadts sind die bei Marlishausen gefundenen kleinen Flintgeräte (Flint: Feuerstein), d.h. verhältnismässig viele Bohrer, Sägen und Pfeilspitzen mit Schaftzunge.

Beim Neubau eines Hauses 1961 in der Kirchheimer Straße stiessen die Bauarbeiter auf die Reste einer Körperbestattung der römischen Kaiserzeit (8.Jh. v. u. Z. bis etwa 4.Jh.. u.Z.). Durch Mitarbeiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte Weimar wurden Reste eines menschlichen Schädels, eines Unterkiefers, eines Oberarmknochens und eines Schlüsselbeins (an welchem ein kleines Bronzeblech befestigt war) ausgegraben. Als Beigabe wurde eine Situla, ein Gefäß, gefunden. Das Grab war an Grenzsteinen entlang der Straße verankert, die Funde befanden sich in 0,52 m Tiefe.

Beim Bau der Bahnlinie Arnstadt-Stadtilm wurde bei Görbitzhausen ein Brandgrab aus dem 1. Jh. aufgedeckt. Es enthielt Schildbeschlagteile, 2 Lanzenspitzen, eine Schwertscheide, ein Messer und eine Schere, die einem hermundurischen Krieger gehörten.

Vermutlich aus der Latêne-Zeit (etwa 100 v.v.2. bis zur Zeitenwende) stammen Tierknochen und Scherben, die auf Wohnstätten schließen lassen und beim Neubau eines Hauses in Marlishausen gefunden wurden. Mehrere Kulturschichten lagen hier übereinander, so auch 2 aus dem 3. Jh. stammende „gepidische Gewandspangen aus Bronze. Diese gehören zur Gruppe der zweigliedrigen Armbrustfibeln mit umgeschlagenen Fuß. Ihr Ursprungsgebiet ist Südrußland, ihr Hauptverbreitungsgebiet außerdem das frühere Ost- und Westpreußen, Polen, Galizien und Siebenbürgen.

Ebenfalls der Latênezeit zuzuordnen sind keltische Graphitscherben, die der Marlishäuser Lehrer Heinz im Jahre 1932 mit seinen Schülern im Gebiet der ehemaligen Domäne frei1egte.

Nach Angaben eines Zeitzeugen wurde auch ein Spinnwirtel und eine Pfeilspitze gefunden. Im Jahre 1963 stießen Bauarbeiter am nördlichen Ortsrand Marlishausens bei der Errichtung eines Silos für die Landwirtschaft auf eine Steinpflasterung in etwa 80 cm Tiefe, Topfscherben und Tierknochen sowie eine Handmühle zum Mahlen von Mehl und Schrot. Diese hatte einen Durchmesser von 80 cm, war aus Granit gefertigt und bestand aus Bodenteil und Läufer. Die Fundstücke stammen aus der Latênezeit.

Bei Dannheim wurde eine sehr schöne 13 cm lange, sorgfältig behauene Lanzenspitze aus graubraunem Feuerstein gefunden. Sie stammt wahrscheinlich aus der „Glockenbecherkultur (Jungsteinzeit).

 

 

Ur- und Frühgeschichte

Die Quellen der Thüringer (kurzer Abriß)

Im 1. Jahrhundert v. u. Z. ist erstmalig von den Hermunduren als elbgermanischer Stamm in geschichtlichen Quellen die Rede. Dies ist eine wesentliche, nicht aber die einzige ethnische Quelle der Thüringer.

Die Hermunduren siedelten offenbar vom Harz bis in den Donauraum hinein. Vermischungen unter anderem mit Angeln und Warnen führen zum Stamm der Thüringer (Thuringi, Toringi). Vom 2. bis zum 5. Jh. dringen Angeln und Warnen in das Reich der keltisch-elbgermanischen Lande ein (Dorfgründungen der Angeln sind u.a. Orte mit der Endung "leben", z.B. Wandersleben oder "engel", z.B. bei Westerengel).

Nach kurzer Existenz eines Thüringer Königreiches bis 531 u.Z. (hierzu gibt es widersprüchliche Quellen) gelangen die Thüringer vom 6. bis zum 9. Jh.. unter fränkische Herrschaft. Hervorzuheben ist allerdings, dass im Jahre 800 Karl der Große nach seiner Kaiserkrönung dafür sorgt, dass das Recht der Thüringer separat behandelt wird. Er lässt in Erfurt das alte Thüringer Volksrecht (Lex Thuringorum) aufzeichnen.

Wichtig ist auch die Einteilung in Gaue, Felder und Siedlungen in fränkischer Zeit. Der Langwitzgau wird 932 erstmalig mit dem Ort Hausen bei Arnstadt erwähnt (26). Auch Marlishausen als Nachbarort gehörte zum Langwitzgau.

Um 750 bis 779 In diese Zeit fällt die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als fränkische Gründung. Im Urkundenbuch des Klosters Fulda finden wir folgende Eintragung:"Helmbolt tradidit bona sua in Marholtesheim et Tanaheim (Helmbolt übertragt Güter zu Marlishausen und Dannheim)

780 bis 802 Aus gleicher Quelle entnehmen wir eine weitere Übertragung von Gütern mit folgendem Wortlaut:"Ruderat et Friderat tradiderunt bona sua in villa Mareholteshusen." (Ruderat und Friderat übertragen Güter zu Marlishausen).

775 bis 814 Etwa dieser Zeitspanne zuzuordnen ist das Hersfelder Güterverzeichnis. Dieses "Breviarium sancti Lulli archiepiscopi" enthalt u.a. auch die auf der Umschlagseite abgebildete Urkunde. Das Güterverzeichnis ist aus dem aus der Mitte des 12. Jh. stammenden Urkundenbuch "Liber de libertatibus locorum Hersfeldiensium" (Kloster Hersfeld) entnommen. Das Kopialbuch befindet sich im Staatsarchiv Marburg. Es handelt sich um Schenkungen Karls des Großen (768-814). Erwerbungen Luls und Schenkungen freier Leute an das Kloster zu dessen Lebzeiten (2). Lul (Lullus) war ein angelsächsischer Missionar und Bonifacius-Schüler, später wurde er Erzbischof von Mainz. Er starb 786. Das Kloster Hersfeld (gegründet 768/69 durch Lullus) war eines der größten klerikalen Grundbesitzer der damaligen Zeit. In Marlishausen, in Wüllersleben und Bösleben gehörten jeweils 2 Hufen (1 Hufe = 30 ha), in Dornheim 2 Hufen und 2 Mansen (1 Manse = etwa 30 Morgen) Land und 2 kleinere Bauerngüter zum Klosterbesitz.Besonders in Arnstadt gibt es steinerne Zeugen der hersfeldisr.hin Vergangenheit. So sind die Hersfelder Äbte die Bauherren der Liebfrauenkirche und des Benediktinerklosters. Auch der Neideckturm geht in seinem Unterbau auf eine alte hersfeldische Burganlage zurück. Schließlich baute Abt Megingoz (Meingot) von Hersfeld um 933 die Wachsenburg.

923 Heinrich I. - 919 vom sächsischen und rheinfränkischen Adel zum deutschen König gewählt - gibt den Ort Hausen (fränkisch: Husun = bei den Häusern) tauschweise an das Kloster Hersfeld. Auch durch diesen Tausch erfuhr das Hersfelder Stift eine bedeutende Verstärkung seines Einflusses in Arnstadts näherer Umgebung.

932 Erstmalig wird im Zusammenhang mit dem Längwitzgau Hausen urkundlich erwähnt.

936 Nach dem Tode Heinrich I. wird sein Sohn Otto deutscher König. Aus dem bereits erwähnten Breviarium gehen die in der Nähe Arnstadts gelegenen Dörfer als Besitzungen des Hersfelder Stifts hervor: Marlishausen, Dornheim, Rudisleben, Rehestädt, Haarhausen, Bittstädt und Holzhausen. Es ist anzunehmen, daß sich Hersfeld wegen seiner günstigen Lage an der großen Handelsstraße, die von Nürnberg über den Thüringer Wald nach Erfurt führte, in Arnstadt festgesetzt hat.

1119 wird erstmalig die Kirche St. Petri und Pauli von Marlishausen erwähnt. Sie ist gleichzeitig Mutterkirche zur Kirche von Hausen (s. „Geschichte der Kirche). Graf Wichmann - er gründete 1123 das Kloster Ettersburg bei Weimar -srhenkte dem Stift R M V F,rfiirt (Reatae: Marine: Virginc = selige lungfrau Maria) neben den Kirchen zu Griesheim, Bösleben, Großliebringen auch die von Marlishausen.

1108 - 1147 Nachweis der Orafenrechte für den Längwitzgau für die Grafen von Käfernburg. Die Grafen von Käfernburg-Schwarzburg sind das möglicherweise älteste edelfreie Geschlecht von Thüringen (21). Sie haben schon frühzeitig als hersfeldische Vögte die weltliche Macht in Arnstadt ausgeübt, währen die Hersfelder Äbte durch den Ausbau der Burg Neideck ihre geistliche Macht dokumentierten und Arnstadt 1266 das Stadtrecht verliehen. Sitz der Grafen war die Käfernburg bei Arnstadt. Die Burg wurde erstmalig 1141 erwähnt, 1661 erfolgte der Abbruch. Seit etwa 1160 bestehen die Grafenhäuser Käfernburg und Schwarzburg als getrennte Linien.

1186 Das Dorf Wallisleben nahe Marlishausen wird urkundlich erwähnt (s. Teil "Die Wüstungen).

13.Jhd Verschärfung der Spannungen zwischen der Abtei Hersfeld und den Käfernburger Grafen. Die Grafen versuchen, Hersfeld von den Arnstädter Besitzungen zu verdrängen. Eine Urkunde von 1273 belegt, daß die Abtei die Grundherrlichkeit in der Stadt und den dazugehörigen Dörfern, den Grafen aber das Vogteirecht zugestehen sollte. Es kommt 1273 zum Vergleih des Abtes Heinrich V. von Hersfeld und den Brüdern Günther VII. und Günther VIII, Grafen von Kevernburg (Käfernburg). Danach behalten die Grafen die Vogteirechte in Arnstadt und der Abt alle Liegenschaften, Zinsen und das Marktrecht. Die Burg (an der Stelle des späteren Schlosses Neideck) wird vom Abt den Käfernburgern zu Lehen übergeben.

1385 erlischt das Haus Käfernburg mit dem Tod des Grafen Günther IV.

1387 gelangen die Käfernburger Besitzungen „erb- und eigentümlich an die Landgrafen von Thüringen.

1394, 6. Juli Abwicklung eines Geschäfts zwischen dem Landgrafen von Thüringen und den Herren von Witzleben: "Fritz von Witzleben, Ritter, Heinrich sein Bruder, Söhne Hermansteins bekennen für Konemund von Witzleben d. J., Sohn Diezels seligen, Yring und Fritz von Witzleben Gebrüder und Gernod v. Kobinstet, dass Balthasar, Landgraf von Thüringen, ihnen für 377 Mark 1. Silbers das Schloß Liebenstein mit Zubehör verpfändet hat, namentlich das dazu gehörige Dorf Elleben und Zinsen zu Maroldishusen...

1394, 24. Juli Auch ein Todesurteil an einem Marlishäuser wird gefällt: "Siffort von Maroldishuszen Voigt und die Richter des weltlichen Gerichtes zu Erfurt sprechen gegen Heinrich und Hans von Lengefeld und Andreas Jans wegen eines an Dietrich Goldsmyden von Arnstadt verübten Raubes das Todesurtheil aus."

1434 Graf Günther XXXII. von Schwarzburg verkauft dem hiesigen Zoll (Marlishausen) an den Grafen Heinrich, Herrn zu Arnstadt und Sondershausen.

1446 erhält den Zoll der angesehene Graf Heinrich XXVI von Schwarzburg durch Herzog Wilhelm III. von Sachsen für 10 000 rheinische Gulden im Wiederkauf.

1470, 16. März „Der Graf von Schwarzburg erledigt Beschwerden der Priesterschaft in der Pflege Kevernburg, wogegen sich diese verpflichtet, für die Landgrafen von Thüringen und die Herrschaft Kevernburg Vigilen und Seelenmessen abzuhalten. (Vigilien sind Gebete am Vorabend von Festtagen, Seelenmessen wurden abgehalten, um das „Fegefeuer zu verkürzen)

1467 wird Heinrich, Herr zu Arnstadt und Sondershausen, ganz mit der Käfernburg und den dazugehörigen 27 Dörfern (darunter Marlishausen) belehnt.

148O findet eine Gerichtsverhandlung am Anger statt.

1482 wird das Haus am Anger erstmalig urkundlich erwähnt. Es gilt damit als das älteste Haus Marlishausens. Das Haus gehörte der Familie von Witzleben.

1485, 11. August Wieder ist ein Grundstücksverkauf dokumentiert:"Hencze Koch und Thele, seine Frau, zu Maroldiszhuszen verkaufen dem Pfarrer Johann Scheffil daselbst ein halb Schock Groschen Zins Landwähr, welcher auf sieben näher bezeichneten Grundstücken bei Maroldiszhuszen und ihrem Hofe daselbst ruht und auf die Burg zu Arnstadt oder nach Kevernburg zu entrichten ist, für 5 Gulden, welches der Amtmann zu Arnstadt Heysze von Rottleben durch Anhängung seines Siegels bekräftigt..."

1496 teilen nach dreijährigem Gemeinbesitz die Grafen Günther XXXIX. und Heinrich XXXI. (sein Neffe) ihren Besitz in die Unterherrschaft Sondershausen undberherrschaft Arnstadt (Graf Günther erhält letztere).

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Zeittafel der historischen Entwicklung 750 - 1496

Zeittafel der historischen Entwicklung 1499 - 1624

1499 Eine Urkunde aus diesem Jahre hält folgendes fest: „Hans Jacof zu Gerberts-husen (Görbitzhausen) verkauft den Herren der Kalenden zu Maruldiszhusen oder ihren Vormunden ein halb Schock Zins an Haus, Hof und einer Hufe Land und Wiesen um sechs Groschen,.

Die Kalendsherren (auch Kalandsherren) in Marlishausen scheinen anfangs Verbrüderungen von Geistlichen (auch Kalandsgilden genannt) gewesen zu sein, später schlossen sich ihnen auch Laien, Kalandsbrüder genannt, an. Das Versammlungsgebäude (Kalandshaus) soll ein Kloster gewesen sein. Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung vor, da in Marlishausen ein Kloster nirgends urkundlich erwähnt ist. Bis etwa 1540 sollen diese Bruderschaften bestanden haben (in Arnstadt sind 6 nachweisbar), die mit allem Pomp Gottesdienste und die Feste der Bruderschaft feierten, die in manchen Gegenden zu Gelagen ausarteten (8). Durch Stiftungen erwarben die Kalandsgilden ein reiches Vermögen und man sagte wohl ab der erwähnten Gelage: „Spiritualia non possunt esse sine temporalibus, d.h. „der Magen will auch etwas haben, wenn der Geist tätig ist. Im 15. Jahrhundert ist das die Hauptsache gewoAen und sprichwörtlich hieß es von einem, der bequem und reichlich lebte,: er ist ein großer Kaland.

1506 Laut "Registrum subsidii clero Thuringiae anno 1506" (Verzeichnis der Beiträge der Pfarrer und Vicare in der Mainzer Erzdiözese) im Jahre 1506 werden der Sedes (dem Sitz) Alkersleben 51 Pfarreien und 37 Vicarien, darunter auch Marletzhusenn, unterstellt.

Diese Beiträge waren für die Erlangung des Palliums bestimmt (eine weiß-wollene, mit roten Kreuzen besetzte Binde, welche die Erzbischöfe bei der feierlichen Inthronisation trugen). Ein jeder hatte den 20.Teil seines Einkommens zu entrichten.

1525, April Ausbruch von Bauernaufständen in großen Teilen der Grafschaft Schwarzburg. Unter anderem werden das Jungfrauenstift in Stadtilm und das Kloster Paulinzella von den aufständischen Bauern geplündert. Der Marlishäuser Hans Heile (genannt der Sehern) ist einer der Anführer des Bauernhaufens. Nach dem Scheitern der Erhebung werden er und seine Getreuen am 17. Juni 1525 auf dem Arnstädter Marktplatz enthauptet (s. Teil „Bauernkrieg).

Bei Frankenhausen stand der größte Thüringer Bauernhaufen (etwa 8000 Mann). Die vereinigten hessischen und sächsischen Truppen schlugen jedoch die im Kampf unerfahrenen und durch die Reden Thomas Müntzers sorglos gewordenen Bauern. Etwa 5000 von ihnen fanden den Tod.

1529 Graf Heinrich von Schwarzburg übergibt Heinrich von Witzleben zu erblichem Eigentum ein Fischwasser bei Marlishausen (von dem Wipfra-Wehr bis zur „Veitsmühle).

1533 Einführung der Reformation in der Grafschaft und Durchführung einer General -Kirchen- und Schulvisitation. Aus dem Visitationsprotokoll: „... Husen (Hausen) ist zu disser pfar Marlesshussen (Marlishausen) geschlagen....

1563, 1. Mai Georg von Witzleben verkauft an die Grafen Günther XXXXI (der Streitbare) – er lebte von 1529 bis 1583 - und seine Brüder sein „freies Rittergut zu Marlishausen „sammt dem Wohnhause und Hofe, Ställen und Scheunen, Schäfereien mit 500 Schafen, bestellten und unbestellten Äckern, Wiesen und Weiden, Gehölzen, Fischereien, Gärten, Galten und Zinsen, sowie aller Gerechtigkeit und um 12 000 Gulden a 21 Schneeberger Groschen....

1576 Auch aus diesem Jahr weiß die Chronik von Beschwerden der Bauern der Orte des Amtes Käfernburg gegen die anwachsenden Feudallasten zu berichten: Vertreter von 14 Ortschaften des Amtes Käfernburg, meist Heimbürgen (neben Görbitzhausen u.s. aus Alkersleben, Ettischleben, Marlishausen, Hausen, Niederwillingen, Branchewinda, Dannheim und Siegelbach), beraten in Marlishausen über die zu hohen Waldfronen und andere Abgaben. Man legt beim Grafen Beschwerde ein, die abgelehnt wird. Daraufhin trifft man sich nochmals in Stadtilm und klagt nun beim Herzog von Sachsen als Oberlehnsherrn. Man wendet sich nicht nur gegen die neuerlichen Fronen zum Vorwerk Käfernburg, sondern auch gegen die „... zu allen denselbigen heupt gebeuthen an schloss forwerk garten und zu der muhlen zu Arnstadt auch gen Marlisshausen Witzleben und andere ende frohnen...

In einem weiteren Schreiben erfahren wir über den Umfang der Frondienste dieser 14 Dörfer auf den vier Vorwerken Arnstadt, Käfernburg, Marlishausen und Witzleben: „dass wir denselben acker allenthalben pfluegen, bestelln, den mist ausfueren und das getreidich in die scheune bringen musst... und es will noch darbei nicht bleiben wihr mussen auch alles zimmerrohren holcz reifstangen, und was mehr teglich vorfellet, gegen Arnstet, wohin man uns heisset alles zur frohne fuehren und verrichten...

1582 1n der Zeit von März bis Dezember grassiert die Pest in Marlishausen. 243 Einwohner sterben, das waren etwa zwei Drittel der Bevölkerung.

1599, 21. Nov. Im „Stadtilmer Vertrag legen die Schwarzburger die Neueinteilung ihrer Territorien fest. Diese Regelung hat bis 1918 im wesentlichen Bestand.

Es entstehen die Linien Rudolstadt (Rudolstadt, Stadtilm, Blankenburg, Schwarzburg, Leutenberg) als Oberherrschaft Frankenhausen und Kelbra als Unterherrschaft sowie die Linie Sondershausen (Sondershausen, Greußen, Keola, Clingen) als Unterherrschaft und Arnstadt und Gehren als Oberherrschaft. Grenzort zwischen beiden Linien ist Marlishausen, das zur Oberherrschaft Arnstadt gehört.

1615 erlischt die Marlishäuser Linie des Geschlechts von Witzleben.

1618 bis 1648 tobte der Dreißigjährige Krieg, der viel Leid und Verwüstung über die Menschen brachte. Über die Folgen dieses Krieges für Marlishausen gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Allerdings soll die Straßenbezeichnung "Dreifuß" aus dieser Zeit stammen, da an dieser Straße nach den Zerstörungen nur noch drei Häuser gestanden haben sollen. Eine andere Deutung des Straßennamens bezieht sich auf die Anordnung der am Anger abgehenden Straßen in Form eines Dreiecks.

Von Plünderungen schwedischer Reiter in Marlishausen, Dornheim und Witzleben im Jahre 1647 wird berichtet. Wie die Einwohner des nahegelegenen Dorfes Görbitzhausen durch die Einquartierung von rund 500 Solda n an den Rand iluºer Existew. gebracht wurden, ist wie folgt überliefert:

Einquartierung von ca. 480 Soldaten, z.T. mit Weibern und Kindern, vermutlich im Jahre 1637 (12. April bis 15. Mai). Görbitzhausen zählt zu dieser Zeit 19 Häuser. Pro Wohnhaus liegt die Zahl der einzuquartierenden Personen zwischen neun und 46! Die aufgewendeten Ausgaben „an Eßen Trinck=/ en, futter, vndt Anderer/Notturft... entsprechen einem Geldwert von 157 Gulden 2 Groschen und 3 Pfennigen. Die für die Soldaten bereitzustellenden Nahrungsmittel seien im folgenden einmal summarisch aufgeführt, belegen sie doch, was unsere Vorfahren vor mehr als 300 Jahren an Alltags- (und hier doch zumeist Sonn-und Feiertags-)nahrung zu sich genommen haben (in Klammern die zeitgenössische Maßeinheit):

- hausbackenes Brot, Semmeln, Butter (Pfund), Eier (Schock o. Mandel), Sülze, Schweinskopf, Schmer (Pfund), Wurst, „Brade-, also Bratwürste, Käse (Paar, Schock, Mandel), Gewürz, Salz (Metze), Essig (Stübchen), Kraut, Schweine, Rinder, Lämmer, Gänse, Hühner, Tauben, Dürrfleisch (Riemen), Speck (Pfund o. Seiten), „meißen Mehl, auch „".chön Mehl (Mctzc o. Vicrtcl), Erbsen und Linsen (jeweils Metze).

- getrunken wird überwiegend Bier (1 Tonne ca. 60 Kannen; 1 Kanne ca. 1,7 Liter), aber auch „Brandtewein und 5 gedroschen) vor Wein so beide Marckedenner gekauft.

- Manchen Bewohner bringt die Einquartierung an den Rand seiner Existenz, wie z.B. Doffel Döpfer. Seine Vorräte sind am zweiten Tag aufgebraucht, da hier 46 Personen liegen. Der Schreiber der Kontributionsrechnung vermerkt sein Schicksal: „Hat müßen mit/Weib und Kindern/den 2. Tag Davon gehen/weil er nichts mehr hat/können schaffe. Den er nicht/ein Körnlein Korn, gersten undt Haffer mehr hat.

1621 - 1622 Aus der Pfarrerliste von Marlishausen (nach L. Zange: Chronik von Hausen) erfahren wir:

„1621-1622 Magister Caspar Müller (Möller). Er war vorher Pfarrer in Plaue und wurde nach Ebeleben versetzt. Am 26. September 1633 wurde er daselbst von einem verteufelt, gottlosen Cornet (Offizier) eines schwedischen Regiments (Oxenstierna) mit einem Spitzhammer tötlich verwundet und starb am 10. November 1633. Nach der Leichenrede des Pfarrers Biel soll der Mörder im Rhein ertrunken sein.

1624 erfolgte die Reparatur des Pfarrhauses in Marlishausen. Vermutlich ist es danach zerstört worden, denn im Kirchenbuch ist festgehalten, daß 1634/35 das (jetzige) Pfarrhaus errichtet wurde (s. Teil „Geschichte der Kirche) Es war ein Geschenk des Grafen Günther XLII. zu Schwarzburg und seinen Brüdern, Das Haus war 1634 im Eisenhammerwerk Möhrenbach abgebrochen und 1635 in Marlishausen wieder aufgebaut worden.

Weiter berichtet L. Zange aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges: „im Jahre 1639 kam ein schwedischer Obrist mit viel Geld und von 13 Reitern begleitet nach Thüringen, um hier ein Regiment zu werben. Doch eines Morgens fand man ihn tot im Loh bei Hausen. Schon hatten der Leiche die Raben Backen und Ohren zerfressen und die Augen ausgehackt. Die eigenen Reiter hatten ihn getötet und sich mit den Werbegeldern auf und davon gemacht." Der Pfarrer in Dornheim schreibt in sein Kirchenbuch über die Drangsale im Krieg unter dem Jahre 1643 über Hausen: „Aber selbst das kleine Dörfchen Hausen im engen abgelegenen Tal hat oft unwillkommene Gäste über Nacht zu besonderem Schaden, dann unser allhier gar wenig und das Dörflein klein.

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Zeittafel der historischen Entwicklung 1644 - 1871

1644 Die Marlishäuser Kirche erhält ihre erste Orgel.

1650 In der Grafschaft Schwarzburg werden Friedensfeste anläßlich der Unterzeichnung des „Westfälischen Friedens veranstaltet. Über eine Friedensfeier in der Kirche zu Marlishaiisen berichtet das Kirchenbuch.

1697 Erhebung der Grafen von Schwarzburg-Sondershausen in den Fürstenstand durch Kaiser Leopold l.

1715, 14. Januar Erste urkundliche Erwähnung der Pflichtfeuerwehr Marlishausens (siehe auch Feuerwehr).

1721 Der Turm der Kirche zu Marlishausen wird neu erbaut.

1779 „wurde Remus aus Hausen, der den Juden in Diphtale über Hausen Tod geschlagen allhier auf dem Marckte decolliret (enthauptet), von da durch den Caviller zur Stadt hinaus gebracht, und bei den Dornheimer Berg allwo das Arnstädtische Hoch-Gericht auf das Rad gepflochten, dieses war in 63 Jahren allhier nicht geschehen.

1787 Marlishausen hat 533 Einwohner.

1813 hatte Marlishausen unter den Franzosen während des Befreiungskampfes vom Napoleonischen Joch zu leiden. Einwohner hatten den Lützower Jägern den Weg gezeigt, somit entgingen sie den französischen Gegnern. Näheres ist hierzu nicht bekannt. Allerdings berichtet der Chronist über die Belastungen der Einwohner Görbitzhausens folgendes:

1813, Oktober: Im Zuge militärischer Handlungen während der Befreiungskriege hat die Landbevölkerung erneut willkürliche Belastungen zu tragen. Nachdem am 20. Oktober von Kosaken in Dornheim 93 französische Artilleriepferde geraubt wurden, kommt am 21. Oktober früh 8 Uhr eine Kompanie französischer Infanterie mit Gewehren bewaffnet aus Arnstadt und umstellt Görbitzhausen. Auf Befehl ist alles Zugvieh, auch solches vom Feld, herbeizuschaffen. Außerdem haben die Einwohner Brot, Bier, Branntwein, Käse, Butter und Muß zur Beköstigung bereitzustellen. Requiriert werden 12 Ochsen, 24 Maß (1 Arnst. Maß = 149 Liter) Hafer und 60 Zentner Heu. Dazu kommen noch sechs bespannte Wagen, auf denen man Hafer und Heu nach Erfurt abtransportiert.

Im gleichen Jahr trafen sich der russische Zar Alexander, der österreichische Kaiser Franz und König Wilhelm III. von Preußen am östlichen Ausgang von Dornheim zu einem längeren Gespräch über militärpolitische Fragen.

1829, 30. Juni Beim Bau der Chaussee nach Stadtilm (Durchstich am Dornheimer Berg) werden 6 Arbeiter durch einstürzendes Erdreich verschüttet. 2 von ihnen sind sofort tot, einer erliegt seinen Verletzungen am selben Abend, drei Arbeiter sind schwerverletzt.

In diesem Jahr hat Marlishausen 426 Einwohner in 86 Häusern. Nach den Schilderungen des Chronisten Apfelstedt leben die Einwohner von Ackerbau, Weben von Leinwand und baumwollener Zeuge. Die Eimwohnerzahl -so Apfelstedt – sei durch Auswanderung gemindert (gegen Ende des 17. Jahrhunderts war sie größer).

1830 Um 1830 bestand an der „Zollhohle (im jetzigen Anwesen des Herrn Sondermann) eine Ausspanne, das Gasthaus „Zur grünen Tanne. Das Gasthaus ist als Erblehn 1835 im Thür. Staatsarchiv Rudolstadt erwähnt. Hier kamen die Pferdefuhrwerke auf der wichtigen Handelsstraße Nürnberg – Thüringer Wald – Erfurt vorbei. Sie passierten nach der Bezahlung des Zolls diesen Weg und durchquerten an einer Furt die Wipfra.

1830 wurde eine Holzbrücke über die Wipfra errichtet. Damit verlor das erwähnte Gasthaus „Zur grünen Tanne vermutlich seine Bedeutung.

1832 treten Scharlachfieber und Masern im Ort auf.

l838 Pfarrer Johann Ferdinand Samuel Blumröder ruft eine „Kleinkinderbewahr-anstalt ins Leben. Sie ist die erste Einrichtung dieser Art im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen.

1841 Schwarzburg-Sondershausen wird durch die Einführung eines Landesgrund-gesetzes ein konstitutionell regierter Staat.

1846 Eine Pappelschule und eine Obstbaumschule werden in der Nähe der steinernen Brücke zum Unterdorf angelegt, der Weg zum „Dreifuß befestigt.

1848 Bürgerlich-demokratische Revolution in Deutschland.

11. und 18. April 1848 Während der Revolution unterbreitet die Landbevölkerung der Ortschaften um Arnstadt der Landesregierung u.a. folgende Forderungen:

- Erlaß der Fronen und des Frongeldes

- Verstaatlichung des fürstlichen Kammergutes

- Vorlage eines neuen Wahlgesetzes nach freisinnigen Grundlagen.

29. April 1848 Nach Ablehnung der obengenannten Forderungen erscheint in der „Thüringer Zeitung ein Artikel, worin es u.a. heißt: Wir sind nun darüber aul'geklärt, wie man hauptsächlich von seiten der fürstlichen Kammer mit uns umgegangen ist, während man ohne Unterlaß uns zum Vertrauen ermahnte. Wir wis.~en nun, von welcher Seite der schwere Druck kam, unter welchem wir bisher seufzen mußten. Dieser Artikel trägt die Unterschrift von 349 Personen, u.a. aus Hausen, Görbitzhausen, Marlishausen, Roda, Niederwillingen, Branchewinda und Dannheim.

1849 Eine „Revolutionslinde wird am Anger gepflanzt.

1852 Die Kirche erhält eine neue Orgel mit zwei Manualen und „einem guten Werk

18S4 Die Gemeindebehörden fassen den Beschluß, alle Kinder mit vollendetem 3. Lebensjahr der Kinderbewahranstalt anzuvertrauen.

1856 Der Chronist Apfelstedt erwähnt die Mühle an der Wipfra mit 2 Mahlgängen. Die Flur Marlishausens (3040 Morgen) besteht aus 3385 Ar Land, 120 Ar Wiesen, wovon etwas über 20 Hufen zur Domäne gehören. Die Gebäude der fürstlichen Domäne und die dazugehörigen Schäfereigebäude stehen östlich der Kirche. Der Boden wird als ergiebig beschrieben. Angebaut werden Klee- und Getreidearten sowie Raps und andere Ölfrüchte, ebenso wird von beträchtlichem Obstanbau berichtet.

1858 Blatternkrankheit und Scharlachfieber treten auf, 7 Kinder sterben.

1863 Im Gasthaus „Zum goldenen Greif werden ein Tanzsaal und eine Kegelbahn gebaut. Gastwirt ist Friedrich Schulz.

1864 Errichtung der Steinbrücke im Unterdorf (im Volksmund Schafbrücke genannt). Das herrschaftliche Wohnhaus (Gutshaus, heute Gemeindeverwaltung) wird gebaut, ebenso ein neuer Schafstall, dessen Baumeister Johann Ludwig Greßler ist.

1S65 Bau der Straße nach Wüllersleben, das Gutshaus wird fertiggestellt.

1866 Das Gasthaus „Zur Linde richtet einen 2. Tanzsaal ein, Besitzer ist Christian Heinemann. Die Gemeindeverwaltung Marlishausen schließt einen Vertrag über die Kinderbewahranstalt mit dem Vorstand dieser Einrichtung ab

1869 Abriß des Brauhauses am linken Ufer der Wipfra (unterhalb der Brücke).

1870/71 Deutsch-Französischer Krieg. 2 Einwohner des Ortes nehmen daran teil.

1871 Gründung des Deutschen Reiches. In Marlishausen wird ein „Militärverein alter Soldaten gegründet. Im allgemeinen kommt es in den Jahrzehnten zwischen der Revolution von 1848 und der Reichsgründung von 1871 zur Herausbildung der modernen und bürgerlichen Gesellschaft.

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Zeittafel der historischen Entwicklung 1871 - 1933

1871 Die Landwirtschaft wurde von den aus der Feudalzeit stammenden Fesseln befreit. Wichtig zu erwähnen ist die Gesetzgebung über die Grundentlastung, die Beseitigung des Lehnsrechtes und die Einführung der Gewerbefreiheit. Auch die Landwirtschaft Marlishausens wurde im Zuge der „Separation umgestaltet. In einer Art „Bodenreform wurden die oft verstreut liegenden Felder der Bauern zusammengelegt im Interesse der Ertragssteigerung. Damit wurde die Basis für ein modernes Bodenrecht geschaffen.

1880 wurde ein Musikchor gegründet, der sich dem Tanz und der Kirchenmusik widmete.

1885 hat Marlishausen 533 Einwohner. In diesem Jahr wird ein „Hilfsverein für Abgebrannte ins Leben gerufen, der bei Bränden erste Hilfe leistet und Aufräumarbeiten verrichtet.

1888, 1. Mai Die Plenarsitzung des Preußischen Abgeordnetenhauses nimmt in 3. und letzter Lesung die Eisenbahnvorlage Arnstadt-Saalfeld an. Die Baukosten von 10.700.000 RM wurden ebenfalls bewilligt. 1890 Bau der ersten eisernen Brücke über die Wipfra nach Abriß der Holzbrücke.

1890 bis 1893 Bau der Eisenbahnbrücke in Marlishausen für die Strecke Arnstadt-Saalfeld.

1891, 17. Sept. 1. Spatenstich für den Eisenbahnbau (Strecke Arnstadt-Stadtilm) im Deubetal bei Oberilm.

1892, 1. Juni Baubeginn des Bahnkörpers zwischen Arnstadt und Hausen.

l893, 3. Nov In Arnstadt wird das Fernsprechnetz eröffnet.

1894, 18. Juni Einweihung der Bahnstrecke Arnstadt-Stadtilm.

1894 Vertrag zwischen Fürst Karl Günther von Schwarzburg-Sondershausen und der Gemeinde Marlishausen über die Domäne.

1898/99 Bau des Gasthauses "Zum güldenen Greif", hier wird ein Krieger-Sängerchor gegründet. Errichtung eines neuen Schulgebäudes (ein roter Klinkerbau). Seit 1533 bestand ein Schulgebäude unterhalb der Kirche.

1902 wird vor dem Haus Arnstädter Straße 6 ein Schlagbaum abgebaut. Hier wurde (nach Angaben von Einwohnern) Chausseegeld kassiert.

1904 Marlishausen verfügt nun über eine Hochdruckwasserleitung und einen laufenden Brunnen. Wasserfeste wurden zur Tradition der Dorfbewohner. Später wurde ein „Zweckverband der Wipfra-Hochdruckwasserleitung des oberen Wipfra-Gaus gebildet, zu dem die Orte Behringen, Ober- und Niederwillingen, Roda, Görbitzhausen, Hausen, Marlishausen und Dornheim gehörten. Die Satzung dieses Zweckverbandes trat am 1. September 1931 in Kraft. Die Betreuung der wassertechnischen Anlagen erfolgte durch den Marlishäuser Schmiedemeister Hermann Klein, später (ab 1950) durch dessen Sohn Willy Klein.

1906 hat Marlishausen 707 Einwohner, 770 ha Acker- und Wiesenflächen. An Vereinen bestehen der Kriegerverein, ein Krieger-Sängerchor, ein landwirtschaftlicher Hilfsverein und ein Viehzuchtverein. Das Bahnhofshotel (siehe Unternehmen) wird erbaut.

1908 wurde im Bahnhofshotel ein Geselligkeitsverein „Allemania und ein 2. Gesangsverein mit dem Namen „Orion gegründet. Im Gasthof „Zur Linde wurde ein Turnverein ins Leben gerufen.

1910 Anschluß Marlishausens an die Elektrifizierung über die Überlandzentrale Oberweimar, seit 1915 verschmolzen mit dem Kraftwerk Thüringen.

bis 1914 unterhielt die Gemeinde einen Nachtwächter, der während der Wache nachts an mehreren Stellen im Ort sein Horn blies und zum anderen die Petroleumbeleuchtung in Gang setzte.

1914 bis 1918 1. Weltkrieg. Marlishausen hat einen Verlust von 26 Einwohnern zu beklagen (darunter vier vermißt).

1916 wird vom Fürstlichen Ministerium in Sondershausen verfügt, daß ab 1. Februar der Gemeindebezirk Branchewinda und ab 1. März der Gemeindebezirk Görbitzhausen vom Fürstlichen Standesamt Marlishausen abgetrennt und jeweils dem Standesamt Dannheim zugeteilt werden.

1918, 25. Nov. Abdankung des Fürsten Günther Victor in Sondershausen.

1918 In Marlishausen besteht eine Viehwaagengenossenschaft zum Wiegen des verkauften Schlachtviehs. Eine Waage befand sich am Angerhaus-Keller, eine weitere in der Bahnhofstraße bzw. an der Teichhohle.

1920 Das Land Thüringen mit der Hauptstadt Weimar entsteht. in Marlishausen wird ein Burschenverein gegründet, dem alle unverheirateten Burschen beitreten. Davor gab es Burschen- und Mädchengesellschaften.

1920/21 Im Haus am Anger wird eine Schulklasse eingerichtet. In den zwanziger und dreißiger Jahren werden die Häuser der Bahnhofstraße erbaut sowie die der Arnstädter Straße in Richtung Bahnbrücke.

1922 Einweihung des Kriegerdenkmals zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkrieges.

1921 bis 1923 Zeit der Inflation in Deutschland. Wie aus Schilderungen von Zeitzeugen (s. Lebensläufe von Rudolf Köditz und Willy Mengs) hervorgeht, war es eine schlimme Zeit. Die am frühen Tag gekauften Lebensmittel kosteten bereits nachmittags das Doppelte. Schließlich war eine Reichsmark eine Billion wert (eine 1 mit 12 Nullen!). Die Menschen verarmten, die Arbeitslosigkeit wuchs. Im Sommer 1923 kam die Rentenmark auf und die Wirtschaft erholte sich.

1923, 7. Mai Die Freiwillige Feuerwehr Marlishausen wird von 17 jungen Männern gegründet. Erster Vorsitzender und Hauptmann wird der Korbmachermeister Artur Künzel.

1926 Inbetriebnahme der Gasversorgung für Marlishausen durch die Thüringer Gasversorgung GmbH Arnstadt.

1928/29 Kälteste Wintermonate in Marlishausen. Die Wipfra friert bis auf den Grund zu.

1931 Die Satzung des Zweckverbandes „Wipfra-Hochdruck-Wasserleitung tritt in Kraft.

1932, 26. August Adolf Hitler wird das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Marlishausen verliehen. Der Ehrenbürgerbrief wird Hitler im Oktober 1932 in Coburg überreicht.

1933,31. Januar Machtergreifung Adolf Hitlers. Alle Parteien und Vereine werden verboten.

1933, 1./2. Juli 7. Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes und 10jähriges Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Marlishausens. Die Festveranstaltung findet im Gasthaus „Zum goldenen Greif statt.

1933/34 Im Zuge des „Reichserbhofgesetzes vom 29.9.1933 werden Erbhöfe in die Erbhöferolle des Anerbengerichts eingetragen. Der Landesbauernführer erläßt Richtlinien zum Begriff der Ackernahrung.

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Zeittafel der historischen Entwicklung 1933 - 1958

1933 Das Innenministerium des Landes Thüringen erläßt ein „Landesarbeitsbeschaffungsprogramm. In einem Schreiben des Ministeriums an den Gemeindevorstand von Marlishausen wird angemahnt, nur solche Erwerbslose im Rahmen dieser Maßnahmen zu beschäftigen, „die sich auch zu Reich und Staat bekennen.

1933, 3. Mai Das „Ermächtigungsgesetz wird erlassen. Darin wird die Thüringische Landesregierung ermächtigt, „alles zu tun, was im Interesse des Landes, seiner Wirtschaft, der nationalen Arbeit und Arbeiterschaft, der allgemeinen Wohlfahrt, der Jugenderziehung, der Pflege der Kunst und Wissenschaft und der öffentlichen Sicherheit und Ordnung für notwendig hält.

1935 Einführung einer Bürgersteuer (im Lohnabzugsverfahren) in Marlishausen. Jeder Steuerpflichtige erhielt eine Steuerkarte. In diesem Jahre wurden 314 Steuerkarten ausgestellt. Allerdings gab es viele Widersprüche seitens der Bürger, da falsche Lohnangaben bei der Steuerberechnung zugrundegelegt wurden.

1937 Marlishausen hat 940 Einwohner und verfügt über ein Gemeindegebiet von 769,4 ha.

1939, 2. Mai Der Korbmachermeister Artur Künzel wird zum Bürgermeister gewählt und im Juni desselben Jahres zum Standesbeamten bestellt.

1939, 1. Sept. Ausbruch des 2. Weltkrieges durch den Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen. Dieser verbrecherische und sinnlose Krieg brachte unsägliches Leid über Millionen von Menschen. Auch für Marlishausen bedeutet das Rationierung.

Es werden an die Einwohner Lebensmittel-, Kleider- und Kohlenkarten sowie Reisemarken ausgegeben.

1940 In Marlishausen ist wie in anderen Orten ein Arbeitskommando von Kriegsgefangenen tätig, wie aus einer „Hauptabrechnung dieses Lagers hervorgeht. Über die Unterbringung und das Leben dieser rund 30 französischen und einigen russischen und polnischen Kriegsgefangenen berichtet Marianne Voigt (Jahrgang 1920), ehemalige Inhaberin des Gasthofs „Zum goldcncn Greif, folgendes.

In der Zeit des 2. Weltkrieges war der Saal ihrer Gaststätte zum Teil mit einem Verschlag abgetrennt. Hier nächtigten die Kriegsgefangenen. Um 6 Uhr früh mußten sie ihre Arbeit (vorwiegend in der Landwirtschaft) beginnen und kamen abends spät zurück.

1945, April Die Marlishäuser Bevölkerung erlebte Bombenabwürfe amerikanischer Flugzeuge auf die Domäne, in der Flur sowie einen Beschuß des Bahnhofs durch amerikanische Tiefflieger. Ein im Bahnhofsgelände stehender Transportzug wurde teilweise in Brand geschossen, wobei 2 Soldaten ums Leben kamen, die am hiesigen Friedhof bestattet wurden.

Die Einwohner waren in großen Ängsten. Jedoch erfolgte kein Artilleriebeschuß, da die Frau des Domänenpächters Löber eine weiße Fahne auf dem Kirchturm gehißt hatte. Ein SS-Mann und ein Soldat verlangten vom Bürgermeister, binnen 5 Minuten die Fahne vom Kirchturm zu holen, anderenfalls würden sie ihn erschießen. Inzwischen hatte sich eine große Menschenmenge vor dem Büro des Bürgermeisters versammelt. Der Bürger Horst Hoffmann wurde beauftragt, die weiße Fahne einzuholen. Als die beiden Soldaten in Richtung Stadtilm abzogen, wurde die weiße Fahne wieder aufgezogen. Unmittelbar danach rückten die Amerikaner ein. Fahrzeuge und Panzer kamen aus Richtung Dannheim, die Bodentruppen vom Hain in Richtung Bahnhof.

Beim Einmarsch schossen die Amerikaner wild in die Luft. Plötzlich brannte Solbitzkis Scheune (Dreifuf3 Nr.1). Der Brand konnte rechtzeitig gelöscht werden und die Scheune wurde später wieder aufgebaut. Kurz nach dem Einmarsch wurden alle Ortseingänge besetzt und sämtliche Wohnhäuser durchsucht. Zum Teil wurden Einwohner aus ihren Häusern getrieben und mußten in Scheunen und Ställen hausieren. Die Amerikaner durchsuchten die Wohnungen nach Wertgegenständen und plünderten. Sämtliche Schußwaffen und Radios mußten abgegeben werden und wurden im Gemeindebüro sichergestellt. Die Amerikaner richteten eine Militärkommandantur ein. Alle Männer mußten sich täglich auf dem Anger melden. Es kam zu Verhören und Festnahmen. Insbesondere wurden fahrende Nazis gesucht.

Zu den Kampfhandlungen berichtet Martin Köditz ergänzend folgendes. Infolge des Widerstandes vereinzelter SS-Einheiten haben amerikanische Artillerietruppen Witzleben und Achelstädt beschossen, wobei in Witzleben etwa 19 Einwohner starben. In einer Front von etwa 4 km Breite drangen die Amerikaner aus Richtung Ettischleben bis nach Hausen vor.

Aus der Kriegszeit berichtet die bereits erwähnte Gaststätteninhaberin Marianne Voigt weitere Einzelheiten:

Nach der Bombardierung der Städte im Rheinland und im Saarland kamen Evakuierte aus diesen Gebieten nach Marlishausen. Sie fanden zunächst Aufnahme in den Fremdenzimmern ihrer Gaststätte. Für die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland diente der Saal als lUntqiiartier rlanach wiirclc n sie an F.inlvnllßer 1PS DnKeS Zur Llnterbringung vermittelt.

1945, 8. Mai Bedingungslose Kapitulation der Hitlerwehrmacht. Bilanz des wahnsinnigen Krieges: 50 Millionen Tote, 35 Millionen Versehrte, eine Trümmerlandschaft in Europa.

Wie weitere Zeitzeugen berichteten, rächten sich nach Kriegsende polnische Arbeiter, die in Marlishausen als Kriegsgefangene in der Landwirtschaft arbeiten mußten, für die z.T. schlechte Behandlung. So wurde der Bauer und Hilfspolizist August Schädrich von einem polnischen Landarbeiter getötet.

Im Zuge einer Verhaftungswelle zur Bestrafung der Kriegsschuldigen wurden innerhalb eines Jahres 16 Frauen und Männer drei bis vier Jahre inhaftiert. Paul Nikolai und Gustav Jacobi überlebten die Haftzeit nicht.

1945, Juli Sowjetische Truppen besetzen Thüringen, auch in Marlishausen rücken sie ein. Zeitzeugen erinnern sich u. a. an Panjewagen, die z.T. mit Maschinengewehren bestückt und von Pferden gezogen wurden. Die Soldaten führen Razzien durch, es wird nach Waffen gesucht und teilweise geplündert.

1945, Oktober Im Zuge der Verwirklichung des Bodenreform-Gesetzes vom 10.9.1945 wird auch in Marlishausen eine „Bodenreform-Gemeindekommission gebildet. So wird das ehemalige Staatsgut (die frühere Domäne) mit einer Fläche von 152 ha auf 7 Gutsarbeiter, 5 Ost-Umsiedler und 56 sonstige Einwohner von Marlishausen aufgeteilt.

Der Gutspächter Paul Löber wurde enteignet, als Treuhänder Rudolf Erdmann eingesetzt. Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) wurde gegründet, Landmaschinen besorgt und ausgeliehen.

In diesem Jahr wird Artur Mengs Bürgermeister.

Der jetzige Sportplatz wird seiner Bestimmung übergeben. Auf dem Gelände war in froheren Zeiten ein Karpfenteich.

1945/46 begann der Aufbau eines neuen Schulwesens. Zu dieser Zeit gab es im Ort 2 Schulgebäude mit 3 Klassenräumen. Nicht nur Unterrichtsräume fehlten, insbesondere Lehrer und Unterrichtsmittel, Schulbänke und Schulbücher, Eines der größten Probleme war die Schulspeisung. So mußten damals 2 Schüler mit dem Handwagen in Arnstadt Brötchen holen. Erst 1950 stabilisierte sich die Lage in Marlishausen.

1946 Die schwierige Versorgungslage mit Lebensmitteln belegt eine Anfrage eines Lieferanten an die VdgB Marlishausen, bei Lieferung von Ersatzteilen Rapsöl zu beziehen.

In der Folgezeit werden einzelne Gebäude der Domäne abgerissen. Das dadurch gewonnene Baumaterial dient zum Bau von Neubauernhäusern.

1947 Eröffnung des Kindergartens mit einer Kapazität von 24 Kindern im Gebäude am Anger (jetzt Gasthof). Er blieb in diesem Haus bis 1966.

1949, 7. Oktober Gründung der Deutschen Demokratischen Republik.

Eine Gemeindeschwesternstation wird in der Bahnhofstraße 3 eröffnet (seit 1927 bestand diese bereits in der Bahnhofstraße 4).

1952 DDR-Verwaltungsreform, nach Auflösung des Landes Thüringen werden 3 Bezirke (Erfurt, Gera und Suhl) gebildet.

1953 Im Zuge der Kollektivierung der Landwirtschaft gründen 7 Neubauern und der örtliche Landwirtschaftsbetrieb die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG Typ l) mit dem Namen „1. Mai. Ihr erster Vorsitzender ist Karl Kittel.

Auch eine Maschinen-Ausleih-Station (MAS) wird ins Leben gerufen, später wird daraus die Maschinen-Traktoren-Station (MTS).

1954 Bau einer neuen Schule.

1958 erhält die Schule in Marlishausen den Titel „Polytechnische Oberschule (POS).

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Zeittafel der historischen Entwicklung 1960 - 1996

1960 wird die LPG,,Vereinte Kraft gegründet. Beteiligt sind die Orte Marlishausen, Ettischleben und Hausen. Diese LPG entwickelt sich bezüglich der Läuferproduktion zur größten des Kreises Arnstadt (s. auch Teil „Landwirtschaft). Erster Vorsitzender wird Hartwig Umbreit.

1962 wird der Bau einer neuen Bahnbrücke begonnen. Sie wird 1966 fertiggestellt.

1962 gründet der Marlishäuser Egon Priemer einen Filmzirkel. Mitglieder sind etwa 8 Jugendliche im Alter von 16 bis 20 Jahren. Der Filmzirkel erledigt auch Aufträge für das DDR-Fernsehen; im Jahre 1990 stellt er seine Arbeit ein.

1963 die POS Marlishausen wird eine 10-klassige Oberschule, außer Schülern des Ortes wird sie von Schülern aus Hausen. Ettischleben und Dornheim besucht.

1963 wurde der Mühlenbetrieb durch die Besitzer (Familie Schellhorn) eingestellt und das Anwesen einschließlich der technischen Anlagen an die Gemeinde verkauft.

1964 Bau eines Sportlerheims in der Nähe des Sportplatzes.

1965 wird der Bau eines neuen Kindergartens mit einer Kapazität von 60 bis 70 Plätzen am Sportplatz begonnen, der im Folgejahr übergeben wird.

1966 Eine ehemalige Bäckerei in der Nähe des Angers wird zum ,,Haus der Gesundheit" ausgebaut.

Bau einer neuen Straße einschließlich Gehwegen (Teichhohle). Diese Straße führt auch zum neuen Kindergarten.

1967 Im Schulgebäude wird das Dachgeschoß ausgebaut. Es entsteht ein Heizhaus (Zentralheizung) und eine Hausmeisterwohnung.

1968 wird der 1. Wohnblock mit 18 Wohneinheiten gebaut und die Kirchheimer Straße kanalisiert. Im Folgejahr ziehen in den Wohnblock 18 Familien ein.

1971 bis 1973 Entsteht das Agrochemische Zentrum (ACZ) mit rund 110 Beschäftigten.

1972 Der Anbau an das alte Schulgebäude wird fertiggestellt.

1973 Abriß des Gasthauses „Zum goldenen Greif durch die Feuerwehr Marlishausen. Auch die HO-Verkaufsstelle, das Wohnhaus der Familie Fischer sowie das Feuerwehrhaus müssen der neuen Straßenführung weichen.

Das Bahnhofshotel wird von der Gemeinde erworben.

1974 Bau der neuen Brücke über die Wipfra.

1975 Marlishausen hat 1080 Einwohner und 198 Häuser.

Ein modernes Einkaufszentrum mit 240 qm Verkaufsfläche (Nahrungs- und Genußmittel sowie Industriewaren) wird ihrer Bestimmung übergeben.

Fertigstellung der neuen Brücke über die Wipfra, verbunden mit einer neuen Straßenführung.

1976 Die LPG Marlishausen übergibt ihre Grund- und Umlaufmittel der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion (KAP). 38 Mitglieder werden in diesen Betrieb delegiert.

1978 Fertigstellung einer neuen Turnhalle im Schulgelände im Werte von 500 000 M.

In diesem Jahre werden 14 Eigenheime und 36 Wohneinheiten in 2 Wohnblöcken übergeben.

1979 Fertigstellung weiterer Eigenheime, Verbesserung der Wohnbedingungen für 270 Bürger.

1980 Regulierung der Wipfra mit Kosten von 200 000 M.

Die LPG Marlishausen vereinigt sich mit der LPG Arnstadt.

1981 Nach einer Zeitungsmeldung wird die begonnene Regulierung der Wipfra fortgesetzt. Dennoch kommt es in diesem Jahr zu erheblichen Überschwemmungen.

1982 Die Feuerwehr reißt die alte Schulscheune ab, Ebenfalls werden die Gaststätte „Zur Linde und die Konsum-Verkaufsstelle in der Folgezeit abgetragen.

1984 Der Kindergarten wird auf 104 Plätze erweitert.

Die Kanalisation der Bahnhofstraße, der Wüllerslebener Straße (teilweise) und des Dreifuß sind abgeschlossen.

1986 Der Kindergarten weiht neue Gruppenräume ein.

1987 wird die neue Fußgängerbrücke über die Wipfra übergeben. Das Agrochemische Zentrum bietet als neue Dienstleistungen Bodenuntersuchungen und Nitrat-Tests an.

Gustav Wolff feiert sein 25jähriges Dienstjubiläum als Bürgermeister. Mit Energie und Tatkraft hat er vieles für die Bürger im Ort bewegt.

1988, 31. Dez. Bürgermeister Gustav Wolff tritt in den Ruhestand.

1989,1.Januar Helmut Nittel tritt sein Amt als Bürgermeister an, das er bis zum Juni 1990 innehat.

1989 Der Frisiersalon zieht in das Gebäude des Rates der Gemeinde um.

1989, Mai letzte DDR-Kommunalwahl. Zur Wahl des Gemeinderates werden 33 Kandidaten aufgestellt.

Unter dem Titel „Ehrlicher Streit um gute Lösungen berichtet eine Zeitung von einer Aussprache des Sekretärs für Landwirtschaft der Bezirksleitung Erfurt der SED, Kurt Brauner, mit Marlishäuser Tierproduzenten. Zitat: ...Tatsache ist, daß sich viele kleine und große Probleme angestaut haben... Nur Besonnenheit, Vernunft und gute Arbeit werden wohl jene unverzichtbaren Elemente für eine Volksaussprache zur weiteren Entwicklung unserer Gesellschaft sein....

1989, 30. Sep. Vom Neuen Forum wird eine friedliche Kundgebung auf dem Holzmarkt in Arnstadt veranstaltet. In einem Flugblatt werden Meinungsfreiheit, politische und wirtschaftliche Reformen, Schluß mit der Schluderwirtschaft und Reisefreiheit für alle gefordert.

1990 März Wahlen zur ersten freigewählten Volkskammer der DDR.

Neuwahl der Gemeindevertretung in Marlishausen. Rolf Kamp (FDP) wird zum Bürgermeister gewählt.

1. Juli 1990 Die Wirtschafts- und Währungsunion tritt in Kraft, die DM wird Zahlungsmittel.

3. Oktober 1990 Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten

1991 Das Land Thüringen entsteht neu - eingeführt durch das Gesetz vom 30. l. 1991. Landeshauptstadt wird Erfurt.

17. Juni Die Gemeindevertretung faßt den Beschluß zur Aufstellung eines Bebauungsplans für das Wohngebiet „Am Hopfenberg zwischen Marlishausen und Hausen.

Gründung des „Feuerwehrvereins Marlishausen e.V., Reinhard Börner wird zum Vorsitzenden gewählt.

Besuch einer Abordnung der Partnergemeinde Hausen (Kreis Lörrach, Baden-Württemberg) in Hausen und Marlishausen. Die Gäste nehmen an der Kirmse in Marlishausen teil. Zur aktuellen Arbeitsmarktlage wird festgestellt, daß Marlishausen eine Arbeitslosenquote von 14,5 % hat.

1992, 27. Nov. Spatenstich für das größte Wohngebiet im Kreis Arnstadt, das Wohngebiet „Am Hopfenberg unter Anwesenheit des Landrats Dr. Lutz-Rainer Senglaub.

1993 Die Verfassung des Freistaates Thüringen wird verabschiedet.

1993, 7. Mai Die Freiwillige Feuerwehr Marlishausen feiert folgende Jubiläen: 70 Jahre Feuerwehr, 60 Jahre Spielmannszug und 20 Jahre Frauengruppe. Mehrere Tage wird zünftig gefeiert, eine Festschrift schildert die Geschichte der Feuerwehr.

1994, 24. März Die Einheitsgemeinde Wipfratal wird gebildet, die aus 12 Ortsteilen, einschließlich Marlishausen, besteht. Als Bürgermeisterin wird Selma Brabec (PDS), als Ortsteilbürgermeister von Marlishausen Torsten Schmidt gewählt.

1994, April Die Wipfra tritt erneut über ihre Ufer.

1994, Juli Marlishausen begeht mit zahlreichen Veranstaltungen das 875-jährige Jubiläum seiner Kirche St. Peter und Paul.

1994, Dezember Die Presse berichtet über den Marlishäuser Walter Sondermann, der nach 45 Jahren Trennung seine Jugendliebe mit Hilfe einer Fernsehsendung wiederfindet.

1995, Mai Erste Informationsveranstaltung zu den geplanten Verkehrsprojekten (Autobahn- und ICE-Trassen) im Bahnhofshotel Marlishausen. Die Vertreter der Gemeindeverwaltung informieren über das Planfeststellungsverfahren. Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Mitglieder von Naturschutzverbänden kritisieren die Bauvorhaben und kündigten rechtliche Schritte an.

1995, Juli Umweltschützer protestieren mit ihrer „Tour de Natur ebenfalls gegen die Verkehrstrassen. Etwa 140 Teilnehmer der Fahrradtour halten in der Marlishäuser Flur an, wo ein Mahnkreuz errichtet wird. Pfarrer Christian Kahlert (Marlishausen) äußert in einer kurzen Ansprache seine Bedenken bezüglich der Belastungen für Natur und Mensch.

Die Brücke über die Wipfra in der Wüllerslebener Straße wird fertiggestellt.

1995, August Der Neubau der Bahnstrecke Arnstadt-Rottenbach ist fertiggestellt.

1995, November Protest gegen die mögliche Schließung der Marlishäuser Grundschule. Nach einer Demonstration von Eltern und Schülern durch den Ort findet eine Gesprächsrunde mit Elternvertretern, Lehrern und Kommunalpolitikern in der Schule statt.

1996, Januar Das Buswartehäuschen an der Wipfrabrücke wird fertiggestellt.

1996, 5. Juni Elf Frauen gründen die Ortsgruppe des Thüringer Landfrauenvereins. Als Vorsitzende wird Gabriele Kummer gewählt.

September Arbeitsbesuch des Landrats in Ortsteilen der Gemeinde Wipfratal. Schwerpunkte der Beratung im Gemeindebüro Marlishausen sind die Autobahn- und ICE-Trassen, die Reparaturen am Kanalnetz der Straße Dreifuß sowie das Neubaugebiet „Am Hopfenberg.

Beginn der „Baumbesetzungen der Umweltschützer im Bettelholz bei Görbitzhausen. Die ersten Bäume im Bereich der künftigen Verkehrstrassen werden gerodet.

1996, 27. November Polizeieinsatz im „Bettelholz. Bei einem dort abgehaltenen Gottesdienst kommt es zu einem Handgemenge zwischen Polizisten und Umweltschützern.

Ende der Zeittafel (Druck der Chronik)

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Das Haus am Anger

  Das vermutlich älteste, noch erhaltene Gebäude, 1482 urkundlich erwähnt, steht unterhalb der Kirche, am Anger. Es gehörte damals der Familie von Witzleben und diente als Backofen für die Dorfbevölkerung. Im Jahre 1920 wurde in diesem Haus bei Aufräumarbeiten für neu eingerichtete Schulräume unter anderem eine Urkunde aus Pergament gefunden mit dem Titel „Wegen des Backens":

„Wyr Herffort, Heinrich, Irmg. Kerstan von Wytzleube gebruder und engle unse mutter ytzunt wohhaft zu marlshusen bekennen mi dyssen offen briffe von uns unsere erbe und erbneme, das wir den zu marlshusen unser nachbum und der ganzen gemeyne vorkoufft habe nach deme also uns verpflicht waren by bequetkeniß in unsern backoffen zu marlshusen zu backen de umb oer loen, des vorkouffen wyr sie wullen oder das eyn iclichen eyne eygen backoffen machen magk und on den gegeben vor sechs und vyerzigh gude rmßl. gülden, die sie uns dan hereyt gutlichen und nutzlichen bezalt haben und sagen sie der quid ledigk und los wyr vergeben..."

übersetzt heißt dies:

Wir Herffort, Heinrich, Irmg. Kerstan von Witzleben, Gebrüder und Enkel, unsere Mutter, jetzt wohnhaft zu Marlishausen, bekennen mit diesem offenen Briefe für uns und unsere Erben und Erbnehmer, daß wir denen zu Marlishausen, unseren Nachbarn und der ganzen Gemeinde verkauft haben, nachdem sie uns verpflichtet waren, bei Bedarf in unserem Backofen zu Marlishausen zu backen um Lohn, das verkaufen wir in solchem freien Willen, daß sie mögen backen wo sie wollen oder das ein jeglicher einen eigenen Backofen machen mag und haben den gegeben für 46 rmßl. Gulden, die sie uns bereit, gutlich und nutzlich bezahlt haben, uns sagen sie der quitt, los und ledig, wir begeben uns...

Im Jahre 1838 gründete der Pfarrer Johann Ferdinand Samuel Blumröder in diesem Haus eine „Kleinkinderbewahranstalt".

Wie bereits erwähnt, wurde 1920 ein Schulraum für die 3. Klasse in dem Gebäude eingerichtet. Damit war das Ende der Kinderbewahranstalt gekommen.

Nach Berichten von Dorfbewohnern stand neben dem Haus das sogenannte „Nachtwächterhäuschen". Es diente als Unterstellmöglichkeit für den Nachtwächter, der bis zum Jahre 1914 nachts seine Runden durch das Dorf drehte und in sein Horn blies. Er bediente auch die an verschiedenen Stellen des Dorfes aufgehängten Petroleumlampen.

An diesem Häuschen war ein verschließbares Halseisen (der Pranger) angebracht, das aus dem Mittelalter stammte und 1960 entfernt wurde. Was es mit einem solchen Pranger auf sich hat, schildert das „Allgemeine Lexikon der Künste und Wissenschaften" (Leipzig by Thomas Fritschen, 1721):

„Ein gemeiner, mehrentheils erhabener Ort, dahin gewisse Missethäter, an ein Halseisen geschlossen, oder mit Schandsteinen behängt, u. d. g. zum Spott des Volcks und ihrer Schande aufgestellt werden. Der Pranger gehört zu den Obergerichten. Er ist zwar eine peinliche, doch nicht eigentlich eine leibesstraffe, wohl aber eine Vorbereitung zu derselben, darum er auch neben er einer leibesstraffe kan erkannt werden."

Wie Einwohner weiter berichten, war in dem Haus am Anger bis zum 2. Weltkrieg auch das Bürgermeisteramt eingerichtet, nach dem Krieg hatte dort auch der Kindergarten sein Domizil, später war das Haus auch bewohnt.

Nach der politischen Wende in der DDR wurde nach mehrmaligen Wechsel der Gaststättenpächter seit 1995 der Gasthof Zum Anger in diesem Haus eingerichtet.

Nach der Schliessung der Gaststätte richtete sich ein Arzt seine Praxis darin ein, die am 1.August 2001 eröffnet wurde..

Das alte Haus am Anger

Das Dorf Marlishausen heute

Von Marholtesheim zu Marlishausen
Ortsnamen im Wandel der Zeit

Ur- und Frühgeschichte

Die Quellen der Thüringer (kurzer Abriß)

Zeittafel 750 - 1496

Zeittafel 1499 - 1624

Zeittafel 1644 - 1871

Zeittafel 1871 - 1933

Zeittafel 1933 - 1958

Zeittafel 1960 - 1996

Das Haus am Anger