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Peter & Paul

Zur Geschichte der Marlishäuser Kirche

Die Kirche St. Petri und Pauli wurde erstmalig im Jahre 1119 urkundlich erwähnt, Graf Wichmann schenkte damals dem Stift B.M.V. Erfurt (Beatae Mariae Virgine : Selige Jungfrau Maria) diese Kirche neben denen zu Griesheim, Bösleben und Großliebringen.

Im Kirchgebäude ist ein romanisches Portal in der Nordwand als Fragment vorhanden, das wahrscheinlich um 1100 entstanden ist. Eine Brandschicht lässt die Vermutung zu, dass die Kirche zwischen 1100 und 1250 abgebrannt ist und etwa im 13. Jh. wieder aufgebaut wurde.

Der Chor als ältester Teil wird vom Buchautor Apfelstedt beschrieben, der einst eine kleine Kapelle gewesen sein soll, zum Kloster Marlishausen gehörig. Allerdings ist dies sicher eine Legende, da urkundlich kein Beweis für ein Kloster existiert. Es ist wahrscheinlich eine Verwechslung mit dem Gebäude der Kalandsherren, einer in Marlishausen im 15./16. Jh.. ansässigen religiösen Vereinigung.

Betrachtet man das Mauerwerk der Kirche genauer, so zeigen die in einer Flucht gemauerten, quaderförmig behauenen Steine die Romanik an, während in der gotischen Epoche verschiedene Steinformate - nicht so ordentlich angeordnet - verwandt wurden.

In einem Urkundenbuch der Stadt Arnstadt wird erwähnt, dass der Graf von Schwarzburg Beschwerden der Priesterschaft in der Pflege Kevernburg (Käfernburg) erledigt und dafür in der Marlishäuser Kirche Messen für die Thüringer Landgrafen und die Schwarzburger Grafen abgehalten wurden.

1644 erhielt die Kirche ihre erste Orgel. "Diese wurde in Schwarzburg um die Summe von 10 Thalern erkauft, in Stadtilm repariert und von da durch 3 Männer hierher getragen".

Am 25. August 1650 fand in der Kirche ein Friedensfest anlässlich der Beendigung des 30-jährigen Krieges statt. Nach diesem Krieg wurden an der Ost- und Westseite der Kirche gotische Fenster eingelassen und eine Empore angebaut.

Im Zuge der Reformation wurde die Kirche Hausen 1533 der Pfarrei Marlishausen angegliedert. Aus der Zeit der Spätgotik stammt ein Schnitzaltar, der gegenwärtig ausgelagert ist.

1720 wurde durch einen Sturm das spitze Ziegeldach des Turms zerstört. Im Folgejahr wurde die obere Glockenstube des Turms erneuert und mit der heutigen "Welschen Haube" versehen. Diese trägt eine achteckige Spitzpyramide mit Turmknopf und Wetterfahne, die Bestandteile des fürstlichen Wappens enthält.

Von den 3 Kirchenglocken mit 1,3 sowie 0,83 und 0,65 m u. D. wurde die große im Jahre 1610 von Melchior Möringk zu Erfurt und die kleine 1861 von den Gebrüdern Ulrich zu Lauscha und Apolda gegossen.

Die mittlere und zugleich älteste Glocke aus dem Jahre 1359 wurde mit der kleinen zusammen im ersten Weltkrieg eingeschmolzen, so dass nur noch die große Glocke übrig blieb, die gegenwärtig (funkgesteuert) den Marlishäusern die Stunde schlägt.

Im Jahre 1852 erhielt die Kirche eine neue Orgel, die 2 Manuale und "ein gutes Werk" hatte.

Seit den siebziger Jahren musste die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden.

In den achtziger Jahren baute der ortsansässige Schmiedemeister Willy Klein im Alter von 85 Jahren eine eiserne Wendeltreppe in den Turm ein, über welche die Turmuhr zu erreichen ist.

Nach der politischen Wende wurde 1991 eine solide Holzkonstruktion im Kirchenschiff errichtet. Wenn das Dach wieder komplett verankert ist, sollen auf jeder Dachseite 3 Gauben angebracht werden. Im Innenraum soll die Decke als Tonnengewölbe mit Holzbeplankung ausgeführt werden. Eine Reparatur der Orgel ist aus finanziellen Gründen vorerst nicht möglich.